Nach dem ich vor gut drei Jahren noch recht glimpflich einem Kugelhagel entkommen bin (damals noch in den Staaten), hat es mich diesmal leider erwischt: ich wurde angeschossen. Angeschossen in einem der wohl friedlichsten Länder der Welt. Und kurz bevor dies geschah hab ich noch einen schwarzen Wagen verfolgt mit (zulässiger) Höchstgeschwindigkeit. Jetzt wirkt es auf einmal wie ein Actionstreifen – dabei hat es am letzten Freitag eigentlich ganz harmlos angefangen.
Zu einem Computermatch verabredet bin ich in aller Früh (11.20 Uhr) zum hiesigen McDonalds gefahren: Frühstücken und Treffen. Keine Stunde später lag ich in einem Waldgrundstück an einem Sumpf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht wische ich mir den Dreck aus selbigen und checke meinen Hals – Ergebnis: empfindlich getroffen.
Aber der Reihe nach. Bei der wohl weltweit bekanntesten Fastfoodkette wurde unsere Versammlung größer und größer. Schnell stand fest, dass das Match am Computer warten musste und vorerst Reallife-Sport auf dem Programm stand. Dazu brauchte ich Bargeld. Das erste Mal seit Monaten, dass ich in Neuseeland Bargeld brauchte – weswegen ich natürlich keins dabei hatte. Also bin ich nach einem stärkenden Frühstück (2 Doublecheeseburger, 1 Hamburger und ne 6er Packung Chicken McNuggets) schnell los zum nächsten ATM um Geld zu holen. Der Truppe habe ich natürlich Bescheid gesagt, damit sie warten... Denkste! Auf dem Rückweg von der Geldmaschine kommt mir ein bekannter schwarzer Toyota entgegen. Sowohl Fahrer als auch die restlichen Insassen sind mir sehr wohl noch vom Frühstück bekannt. Ich prüfe schnell den Verkehr im Innenspiegel, Seitenspiegel und natürlich mit dem Schulterblick: nichts – kein einziges Auto! Ich bremse sanft abrupt, wende und nehme die Verfolgung auf. Zu erst heißt es in der Stadt einen Vorsprung aufholen – ohne das Geschwindigkeitslimit zu vernachlässigen. Leider ohne Erfolg schlagen nach der Stadtgrenze den Weg in Richtung Pampa ein – und tatsächlich an einer Serpentinenstraße komme ich nah genug an den Toyota ran. Ich hatte mich nicht getäuscht – es sind wirklich meine „Freunde“, die auf mich warten sollten... Na danke! Ich gebe Lichthupe, ich hupe, winke, schreie, pfeife – nichts, keine Reaktion. Nach 10 Min endet die Autofahrt, endlich. Als dann ein jeder aus dem Auto gestiegen ist, ist die Verwirrung groß:
„Du hier? Wir dachten, du würdest zu McD zurück fahren?!“
„Ihr wolltet mich zurücklassen?!“
„Nein, wir haben 2 Leute dort gelassen, die dir zeigen sollten, wie du hier her kommst...“
„Ah...“ (Mist) „Dann ruft die mal an, dass die herkommen!“
„Hast du die Nummer?“
„Nein! Du?!“
„Nein!“ (Mist)
Zum Glück sind sie dann aber eine halbe Stunde später mit einem anderen Auto aufgetaucht.
Dann ging's auch schon los... Sport... „Was machen wir eigentlich?“
Die einstimmige Antwort: „Paintball!“
Toll, das hab ich noch nie gespielt. Macht bestimmt Spaß und tut auch bestimmt nicht so doll weh, wie alle sagen.
Die Ausrüstung war schnell angelegt und ab ging's in den Wald. Ein Glück, dass es kurz zuvor geregnet hatte. Das machte das ganze besonders schlüpfrig. Der hauseigene Sumpf trug sein Übriges zur feucht-fröhlichen Atmosphäre bei. Die ersten Minuten schlug ich mich, dank Völkerballerfahrung, richtig gut: kein E... so – ich wüsste jetzt selber zu gern, was hinter diesem E steckt, aber leider ist mein Rechner abgestürzt und ich war mit dem Geschriebenem schon gut ein/zwei Seiten weiter. Zum Glück konnte ich ein Stück des Textes wieder herstellen.
Die erste Spielhälfte verbrachten wir mit „Schnapp-die-Tonne“. Dabei hat jedes Team eine Basis und man versucht aus der gegnerischen Basis eine Tonne (mit Glocke) zu stibitzen. Dabei kassierte ich lediglich einen Treffer am Bein und das auch nur nach langem Rumgewälze im Schlamm (ich bin dem Kugelhagel ausgewichen). In diesem Moment erkannte ich, dass die mitgebrachten Waffen wesentlich effektiver geradeaus schossen, als die ausgeliehenen – also wie die, die ich hatte. Während meine Paintballs lustige Kurvenbahnen flogen (Abweichungen von mehr als 5 Metern waren nicht selten), trafen die des Gegners exakt die anvisierten Punkte.
Einige Zeit später wurden alle langsamer. Meine gesunde Ernährung (kleiner Scherz) und meine rauchfreien Lungen waren mir plötzlich ein enormer Vorteil, so dass ich durch den Wald rennen und springen konnte wie ich wollte und ich wollte ganz oben (am Hang) entlang rennen bzw. kriechen. Leider hat das genau der Schütze gesehen, der mich auch schon beim ersten Mal erwischt hat und so kam es, dass er mich ein weiteres Mal traf. Leider war meine Position in diesem Fall absolut ungünstig gewählt, da Schuss unter die Schutzmaske ging.
Die Folgen waren mit Farbe im Mund und angeschwollener Lippe aber recht harmlos. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen... dachte ich und spielte munter weiter. Als kaum noch einer gehen konnte – jaja, die armen Raucher – wurde das letzte Spiel verläutet: Shoot-Off! Wie im Wilden Westen stellten sich die zwei Teams gegenüber und feuerten auf ein unbestimmtes Kommando hin, was das Schusseisen hergab. Ganz Willi-typisch war mir eigentlich klar, dass das nix Gutes verheißen konnte, aber man ist nur Mann, wenn man seinen Mann auch steht. Zudem hatte ich bisher die wenigsten Treffer eingesteckt – ich konnte also zuversichtlich sein.
Alles ging dann ganz schnell. Jeder zückte seine Waffe und schoss mehr oder weniger wahllos um sich. Ich traf immerhin 3 Leute vom gegnerischen 4er Team und hob mir noch ein paar Paintballs für den letzten Mann auf, der mich bereits 2 Mal getroffen hatte. Leider machte mir bei der ersten Salve die kurvige Flugbahn einen Strich durch die Rechnung. Diesen kurzen Moment nutze natürlich mein Lieblingskonkurrent, legt an, schoss und traf 2 Mal nicht. Dummerweise schießt sein Gewehr eine 3er-Salve. Der letzte Farbball traf mich im Sprung seitlich am Hals und tat furchtbar weh. Ich habe keine Ahnung, was er erwischt hat, aber heute – über eine Woche später – kann ich die Stelle immer noch deutlich spüren und hab leichte Probleme den Kopf weit nach rechts zu drehen. Ich würde jetzt ja noch gerne weiter rumjammern, aber ich bin am Ende selbst Schuld.
An den letzten Tagen „off“ hatte ich nun wieder eine Einladung zum Paintball, die ich diesmal aber dankend ablehnte und die Zeit lieber etwas schöner gestaltete. Mein Gastpapa John aus New Plymouth hatte gegen Ostern Geburtstag, was ich auf Grund Marys Abschiedspartys total verschlafen hatte. Als Wiedergutmachung habe ich dafür die gesamte Bande (Brenda, John und Mary) zum Inder eingeladen. Den Inder hatte ich einige Wochen zuvor entdeckt. Sehr noble Einrichtung und moderate Preise versüßten mir die Vorstellung mal wieder ein Dresden-typisches Gericht zu Essen (Dresdens Inder schmecken am Besten). Chic angezogen fuhren wir dann auch allesamt zu besagtem Restaurant und hatten ein Abendbrot, auf das alle Blogleser neidisch gewesen wären. Das Essen schmeckte fantastisch, war perfekt gewürzt, das Ambiente war für neuseeländische Verhältnisse sehr gehoben und der Mangolassi war unbeschreiblich. An dem Abend wusste ich dann endlich mal wieder wofür ich jeden Morgen 5.30 Uhr aufstehe und auf Arbeit fahre. Ich sehe übrigens seit geraumer Zeit an meinen 4 Arbeitstagen kein Sonnenlicht mehr. Die Nächte werden auch immer kälter – es wird definitiv Winter.
Umso schöner war es heute Morgen einen dicken Briefumschlag von Anna aus dem Briefkasten angeln zu können – vielen lieben Dank, ich war – nein – ich bin sehr gerührt!
Die Entscheidung für den Namen meines Autos ist auch gefallen – es gibt 3 Gewinner und nur einen Namen. Es hat das Team „Bummelglatze“ sowie die Einzelkämpferin Anke gewonnen. Ich bastel jetzt nur noch an der Namenskonstellation. Alle drei bekommen irgendwas ganz typisches mitgebracht.
10 Kommentare:
da sieht man mal wieder, wie gefährlich computerspiele ausgehen können =)
so langsam frage ich mich, wie du deine erlebnisse in den nächsten monaten noch steigern willst?
aber vielleicht tuts auch mal ein naturschauspiel, bei dem du ohne körperlichen schaden davonkommst.
das wünscht sich (und dir) ganz sehr
die mama
1.: jag mir nicht nochmal so einen schreck ein!
2.: jetzt weißt du, warum ich paintball sinnlos und blöd nenne.
3: wie viel bitte bekommst du zum frühstück runter?!? oO
4.: "kein E..." beudetet "kein erbarmen", ich weiß es genau :D
5.: aua. jetzt tut mir irgendwie gleich empathie-mäßig alles weh. :D
6.: nix da, ich bin nicht neidisch auf euer essen. ich mag kein indisches essen... :p
7.: liebe grüße :)
Hallo Willi,
da ich von deinen anfangs-neuseeländischen berichten einiges gewöhnt bin, lief es mir beim lesen der ersten zeilen kalt den rücken runter.jetzt bin ich erleichtert und sage nur: selbst schuld.wer sich an so nem spiel beteiligt, muss die schmerzen ertragen können.
bin neidisch auf das indische essen,hast du dir aber verdient
lg veli
Was jagst du mir so einen Schreck ein ich dachte im ersten Moment der Willi macht jetzt einen auf Gangster Rapper. Aber Gott sei dank sind es nur Farbkugeln und Schwellungen gehen zurück und töten nicht..
ich finde man muß alles einmal ausprobieren, sonst macht man nicht die erfahrung
blöd war blos, das ich es am 1. 5. gegen 23.00 erfahren habe, das du eine schußverletzung hast, die genauen details fehlten, da macht man sich schon gedanken und leidet
ietzt ist ja alles gut und wir sind alle froh
die hütte
Meine Güte, man sieht dich schon vor dem inneren Auge...blutverschmiert auf dem Boden liegend und um Luft röchelnd...
Beim nächsten Mal (sollte es denn ein nächstes Mal geben) lässt du dir eine bessere Waffe geben...ein Farb-Lichtschwert wäre vielleicht mal was schönes.
Ich glaube, toppen kannst du das nur mit einem Banküberfall...
Oder mit einem gemeinsamen Einsatz im A-Team...
Na da bin ich mal drauf gespannt. ;)
NEIN, du sollst KEINE bank überfallen! :P
ey du,
es wird zeit für news!!!
anki
Jetzt hab ich grad mal mein schlechtes Gewissen beruhigt und auch ein bisschen gelesen...darfst jetzt dann auch weiterschreiben! :p
ja ja, paintball ist witzig und die Erfahrung mit geliehenen vs. eigenen Markern hab ich auch schon gemacht: suboptimal!
Mach dir ne schöne Zeit und schreib mal wieder!
Dirk
endlich wieder fotos! du hast ja viel längere haare als ich. und dieser bart, na hoffentlich erkenn ich dich wieder.
danke sagt die mama
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