Lieber Weihnachtsmann,
ich wünsche mir zu Weihnachten für das nächste Jahr… oder so richtig viel – aber ich geb‘ dir dafür auch mehr Zeit.
Badminton mit Papa – Lange versprochen, längst überfällig und verdammt tödlich. Da ich bei Riverlands – so der Name des Schlachtbetriebs – jetzt 10 Stunden am Fließband stehe und Fleischklumpen zwischen 5 und 15 kg vom Band reiße dürften sowohl Beine als auch Arme genügend in Form gebracht werden, so dass ich eine faire Chance habe.
Tee/Cappu trinken mit Mama in der Küche – Ja, sie fehlen mir. Diese Gespräche in der Küche, die egal welches Wetter draußen ist, immer gemütlich und entspannt waren. Wo man über alles reden konnte und wollte… Wir trinken hier zwar schon fast zeremoniell unseren Nach-Arbeit-Tee, aber im Schuppen will da nicht so recht dieses heimische Gefühl aufkommen – gerade dann nicht, wenn der Schuppen bzw. die darin befindliche Spargel-Maschine mit Chlor gereinigt wurde.
Mit Lotti rumblödeln – Auch wenn man mit Mary viel rumalbern kann und hier bestimmt einen „Einsamkeits-Treffer“ wegbekommt, nichts geht über absolut alberne Geschwisterstreitereien.
Eine neue Kamera – Ich habe mir zwar in Amerika ein neues Baby zugelegt, nachdem die letzte Kamera hemmungslos auf meiner Abschiedsfeier entwendet wurde – DIE SCHWEINE! Jedenfalls hat die neue Kamera zwar schön viel Schnick-Schnack, aber die Qualität meiner Nikon D50 war um Meilen besser, also wenn jemand eine wunderbare Einsteiger-DSLR kaufen möchte, soll er sich doch bei mir melden. Die Kamera gibt es mit Profi-Blitz und Fernbedienung! Ich werde dann wohl wieder auf ein Nikon umsteigen. Eine D50 oder eine D80 – wenn da wiederum jemand eine loswerden will – bitte auch melden!
Eine Zusage beim Au-Pair-Jahr-Dingens – Ja, lieber Weihnachtsmann, auch ich muss mir Gedanken um meine Zukunft machen und wie es mein Kopf so will, will ich im Jahr 2009 in den Staaten als Nanny arbeiten. Leider kann ich da – nicht wie bei meiner Neuseelandtour – alles selber in die Hand nehmen, sondern muss das über eine Organisation abwickeln. Sonst bekomme ich dieses verdammte Visum nicht. Dafür bekomme ich dann aber auch ein sicheres Einkommen… also alter Sack… äh alter Mann mit dem Sack mache, das ich glücklich werde!
Das umschließt auch den nächsten Wunsch: der nächste Führerschein! – Für mein Visum brauche ich einen Führerschein… einen gültigen. Mein Amerikanischer ist ja im November abgelaufen, aber hier noch gültig – Wer in Neuseeland mit einem gültigen Übersee-Führerschein einreist, darf hier ein ganzes Jahr lang fahren. Irgendwie ist das verrückt, aber für mich doch voll und ganz zufriedenstellend. Deswegen hätte ich dann gern auf der Südinsel meine nächste Fahrschulprüfungen, die mir einen 3 Jahre gültigen Führerschein bescheren werden.
Meinen Computer mit einer echten und vor allen Dingen sehr schnellen DSL-Flatrate – Das hört sich jetzt vielleicht etwas merkwürdig… Als ob dem Willi sonst nix in Neuseeland fehlen würde. Aber auf einen Wunschzettel schreibt man ja nun mal Wünsche und keine essentiellen Bedürfnisse. Und wenn man sich erst einmal ans „Netz“ gewöhnt hat, dann nutzt man das auch gerne überall und sofort und überhaupt. Hier habe ich eine mittelschnelle DSL-Leitung, die aber nach einem Datentransfer von 15 GB auf ISDN-Geschwindigkeit runter geschraubt wird. Das soll die „Raubkopierer“ etwas hinterm Zaun halten. Das Problem an der Sache ist, erstens dass der Sohn unserer Gastfamilie ordentlich Serien runterlädt und zweitens ich mich deswegen arg zurück halten muss etwas im Netz zu machen, sonst haben wir nach nicht einmal 2 Wochen das Limit gesprengt und müssen dann 3 Wochen auf diese wirklich langsame Verbindung zurück greifen… und das heißt dann letzten Endes für die Blogleser, dass es keine Fotos mehr gibt… und so schließt sich der Kreis J.
Mein Dresden mit meinem Fahrrad abfahren – Autos sind doch viel zu überteuert und eigentlich gar nicht so toll, wie man immer annimmt. Unser Neuseeländischer Blusterfisch hatte nämlich letztens mal wieder ordentlichen Appetit und hat glatt mehrere Papierscheine gegessen. Es fing damit an, dass wir auf dem Weg zur Arbeit solch merkwürdige Laute hörten, dass wir anhielten. Beim Blick unter die Motorhaube (die ist im Übrigen nichts anderes als meine Sitzbank) schauten wir beide wie Suidae* ins Leben eines Chronometers*. Also Motorhaube wieder runter und Motor nochmal gestartet… Da kam auch schon das neuseelandtypische: Denkste! Außer einem leisen „Klack-Klack“ wollte der Motor nichts mehr erwidern. Also sind wir zurück gelaufen, haben uns von der Farmerin zur Arbeit fahren lassen und von einer Arbeitskollegin am Abend dann wieder zurück auf die Farm. Mit den Farmern das Auto abgeschleppt und erste Fehleranalysen durchgeführt. Am nächsten Tag war auf Grund des Fachwissens unseres Farmerpapas (der nebenbei erwähnt, sich auch hin und wieder als Rennfahrer mit seinem Auto betätigt – also wirklich professionell meine ich)klar, dass der Anlasser hinüber war. Ich wurde aus Rücksicht auf seinen Kater unters Auto geschickt und durfte dann mit Anleitung den Anlasser ausbauen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, wie ein solcher auszusehen hat. Anlasser ausgebaut und ab ging‘s zum Einkaufen. Ja – wenn man ein Auto ohne Anlasser anschiebt kann man bzw. Mary es ganz lässig im 2ten Gang starten. Am nächsten Tag wurde der Anlasser dann wieder eingesetzt – mit neu angeschliffenem Zahnrad. Das er dann immer noch nicht anspringen wollte lag wahrscheinlich an der Batterie, wie ich ohne Fachwissen schnell feststellt – und tatsächlich konnten wir das Auto mit Strom-Starthilfe dann auch starten. Also ab in die Stadt. Batterie gekauft und ab zurück zur Farm… Es kommt, wie es kommen muss: DENKSTE! (Inzwischen geht mir das auch etwas auf den Zeiger), also vom Batterieverkäufer, der uns freundlicherweise noch kostenlos ein Ventil repariert hat, weiter zur nächsten Autowerkstatt. Schnelle Diagnose: Wir brauchen ein neues Zündschloss und einen neuen Anlasser… Ende der Geschichte waren dann 400 $ und das Auto läuft wieder… Immerhin. Aber mit meinen Rädern in Dresden wäre mir das nicht passiert!
Meinen Geburtstag FEIERN – nach nunmehr 3 Monaten im Leben eines 20-Jährigen, brauche ich bei der Frage nach dem Alter immer noch verdammt lange oder antworte erstmal mit „19“ – Ich bin irgendwie nie 20 geworden.
Weihnachten zu Hause feiern – Gerade eben neigt sich unser neuseeländisches Weihnachten dem Ende zu und es ist wieder so, als ob es nie gewesen wäre – bzw. war es kein Weihnachten. Trotz Weihnachtsfeier vom Betrieb, eigener Weihnachtsfeier mit Mary und Weihnachten im Kreis der Spargelfarmerfamilie kommt einfach kein Weihnachtsfeeling auf. Weihnachtsfeier des Betriebs sah dabei so aus, dass unsere Schicht, denn Cola-Automaten auf Arbeit plündern durfte und das Geld in Bier und Steaks im nächsten Pub investiert wurde – war kurz aber lustig… Vor allen Dingen, wenn der Schlachter, der auf Toilette neben mir steht mit einer Hand zielt in der anderen sein Gebiss hält und während er mit quatscht, sagt, dass es unhöflich von ihm ist, dass er beim Reden seine Zähne nicht drin hat. Das kommt euch befremdlich vor? Dann stellt euch die Situation noch ein Stück weiter vor – Um nicht so unhöflich zu sein, legt er sein Gebiss wieder ein. Blöd nur, dass er dazu die andere Hand braucht. Also wird kurzerhand einfach das „Ding“ in der Hand gewechselt. Unsere eigene Weihnachtsfeier bestand aus Pizza, Strand, Campari-Orange und Eis – ist zwar schön… aber einfach kein Weihnachten. Und die nun endlich abgeschlossene „Familien“-Weihnachtsfeier ist ein Fett-Essen, Geschenke-Verteilen und Alkohol-Trinken. Entgegen aller Erwartungen haben die sonst so herzlichen Kiwis hier versagt. Unpersönlicher gingen sowohl das Zelebrieren als auch die Geschenke nicht mehr.
Und trotzdem lieber Weihnachtsmann, mein nächster Wunsch ist das beibehalten der Herzlichkeit zwischen mir und Mitmenschen. – Ob ich nun zu einem sehr leckeren asiatischen Essen von meiner philippinischen Kollegin eingeladen werde oder Weihnachten im Kreis der Familie meines ehemaligen Arbeitsgebers verbringen darf oder überall und sofort Hilfe angeboten bekomme, ich freue mich jedes mal wie ein kleines Kind zu Weihnachten, dass Menschen auch grundsätzlich noch ganz anders miteinander umgehen können und die Herkunft und das Verhältnis zueinander dabei gar keine Rolle spielen (müssen).
Männerabend mit René – Vor der Playstation hocken, Bier trinken und typische Männergespräche führen… so sehr ich Marys Gegenwart schätze, dieser Part in meinem Leben fehlt mir!
Zeit mit meinen Freunden verbringen im allgemeinen – Feiern, auf denen ich nicht dabei sein kann, oder die ich einfach nicht als Gastgeber schmeißen kann. Kaffees die ich nicht jeden Sonntag im selben Cafe trinken kann. Gespräche die ich nicht mit anderen führen kann. All das sind Dinge, die ich gern wieder hätte. Auch wenn die Fremden hier freundlich sind, sind sie doch nicht meine Freunde, die ich gerne mal wieder sehen würde.
Lasagne und Wein mit Jule, Ofenkäse mit Anke, Zelten mit Anna und Filmgucken mit Tanja – meine Mädels fehlen mir.
Weiterhin viele neue Erlebnisse, die ich wegen Sprachschwierigkeiten oder weil ich eben einfach null Ahnung habe nicht sofort verstehe. Dadurch lernt man nämlich, sich zu erkundigen und lernt dann unheimlich viele neue, nütze und unnütze Dinge (siehe *) (kennen).
Last but not least: Kommentare – zum Schreiben motivieren während der wirklich sehr anstrengenden Arbeit nur noch Kommentare. Wenn jemand schon mal auf meiner Seite landet und liest, dann soll er sich doch bitte auch die paar Sekunden nehmen einen Kommentar da zu lassen. Dazu braucht man sich nirgends anmelden oder muss viel Ahnung haben – einfach unten auf „Senf“ klicken schon kann man kommentieren – so einfach ist das!
Lieber Weihnachtsmann – das wars… mehr will ich gar nicht, wenn ich dann irgendwann mal wieder Richtung Heimat strebe.
Dein Willi
PS: Fotos kommen – versprochen! - Zwischenzeitlich könnt ihr noch T-Shirts bestellen - Ich freu mich riesig, wenn mich eine Schafherde vom Flughafen abholt ;-)
--UPDATE--
Bildergalerie ist da. In der Navigationsleiste rechts müsste das Bild aufgefallen sein - anklicken und schon gehts los! Wem das Layout von Googles Webalben nicht gefällt, der kann sich ja mal mit der Firefoxerweiterung Piclens auseinander setzen. Alle Bilder wurden von mir mit einem Geotag versehen und können somit auf einer Google-Landkarte geortet werden - ich wünsch viel Spaß damit!
11 Kommentare:
ist das schön! sooooo viele fotos!von deinen wünschen werden sich bestimmt eine menge erfüllen (lassen). es ist schon wahr, dass man in der fremde erst erkennt, was man an seinem zuhause am meisten liebt.ich wünsch euch noch ein paar erholsame freie tage.
die mama
Sehr schöner Wunschzettel, sehr schöner Blog und wie immer sehr schön zu lesen.
Wir hoffen, dass deine Wünsche früher oder später in Erfüllung gehn und wünschen dir schonmal einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ein "Blök!" von Christin und Tom. :-)
ich bin in gedanken oft bei dir und freu mich auf die erste lasagne...
Heyho.
Ich wünsche dir natürlich auch, dass alle Wünsche in Erfüllung gehen. ;)
und nen guten Rutsch ins nächste Jahr gibt's von mir noch obendrauf! und dann sieht man sich vielleicht mal ;)
lieber Willi,
deine wünsche klingen gut, dürften alle erfüllbar sein.man schätzt weit weg vieles normale von daheim sehr, ich kann deinen wunschzettel nachfühlen.Habe gerade in letzter zeit manchmal an dich gedacht.
danke für die tollen bilder(endlich !) ,hatte mir vieles ganz anders vorgestellt.gab es dort überhaupt eine art weihnachtsbaum ?Schnee hatten wir auch nicht,wird bestimmt nächstes weihnachten nachgeliefert.
Erholsame freie Tage noch und frohes Schaffen in der Fleischbude(die typen dort stelle ich mir very special vor,sie sind aber doch wohl harmlos??)
tschüssi sagt die veli
hey du (wenn wir mal ehrlich sind) ofenkäse-fetischist,
schön, wieder etwas von dir zu lesen/hören! unser icq-dilemma lässt sich schnell mit fremden nutzern meines pcs und automatischer icq-wahl erklären... sorry!
denk hier ganz viel an dich udn renne auch jeden tag mti deinem schwarz-weißen haargummi rum. hat für mich hohen wert und denk immerzu an dich - sehr praktisch!
ich hoffe und wette, dass all deine wüsnche in erfüllung gehen, hab mit dem santa persönlich gesprochen und auf ihn eingeredet und mit einem becks lemon bestochen... da konnte der nicht "nein" sagen!
bis bald, mein lieber willy,
deine mit schafshirt bestückte anke!
Hallo Willi. Wir lesen auch immer fleissig mit und lauschen den Erzählungen Deiner Ma. Für den Rutsch in ein spannendes 2008 wünschen wir Dir alles Liebe.
Die Klees vom 2.Stock :-)
PS Das mit der Hans-Betreuung kannst Du gerne schreiben!
Hallo Willi,
habe mich mit deinen neuesten Erzählungen gerade vom Magisterarbeitschreiben abgelenkt. Deine Wünsche werden sich sicherlich erfüllen und ich wünsche ich Euch für morgen noch einen guten Rutsch!
Viele Grüße,
Dana
Hallo Willi,
die Fotos sind ja alle ganz toll, da bekommt man ein bißchen euer Feeling rübergebracht. Und so schöne Bilder von meinem Oberpaschel, kann mich gar nicht entscheiden, welches der Campari-geschwängerten Fotos ich als Hintergrund für meinen Arbeits-PC nehmen soll :) !!!
Ich wünsche euch noch weiterhin viel Spaß, tolle Erlebnisse sowie die Erfüllung eurer Wünsche und bleibt gesund!
Liebe Grüße aus der kalten Heimat (in Berlin liegt ganz viiiiel Schnee!) von der anderen Mama.
vielen dank für den großen blog, er ist wie immer sehr interessant,
naja willi, dann zieh dich mal warm an und trainiere fleißig, daß du große oberarme bekommst und mich in badminton schlägst damit dein wunschzettel in erfüllung geht haha
viel spaß weiterhin und ein tolles erfogreiches jahr wünschen wir euch
die hütte
Hallo Willi, freut mich zu hören das du Dresden ein wenig vermisst. So mancher will, wenne r mal aus Deutschland weg ist, ja nicht mehr wiederkommen...
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