Weihnachten, Silvester und das neue Jahr


Wie feiert man in Neuseeland? Wie feiern Schlachter? Und was schenkt man sich eigentlich?
Weihnachten feiert man wie in England am 25. Dezember, so dass der 24.12. ein ganz normaler Arbeitstag ist - auch für uns.
Doch um heimische Traditionen in die weite Welt zu tragen, hatten wir uns gedacht, nach Arbeit noch unser Weihnachtsfest
zu zelebrieren. Und wie geht das besser als mit Campari-O, einer Pizza-Hut-Pizza und Hokey-Pokey-Eis am Strand?
Der Campari musste schon zwei Wochen im Voraus geordert werden - Die Kiwis wissen einfach nicht, was gut ist. Die Pizza
wurde gleich nach Arbeit abgeholt und auf dem Schoß voller Vorfreude zum Strand gefahren. (Das Eis wurde schon beim
wöchentlichen Einkauf besorgt und kalt gestellt).
Mit schöner Musik (das neue Ärzte-Album) kamen wir dann 17 Uhr am Strand an. Voll beladen mit lang gewünschtem Essen
und Geschenken. Zuerst Pizza - wie ich mich da drauf gefreut habe - unbeschreiblich... seit Monaten habe ich gewartet.
Und dann ein Biss in die (verdammt kleine) Luxuspizza "Hawaiian" von bereits erwähntem Franchise-Unternehmen. Hmmmmm
Weihnachten kann so... anders schmecken! Pizza in Neuseeland ist einfach nicht das Wahre. Die letzten Wochen habe ich mich
dann, um mich zu vergewissern, durch die Tiefkühlpizzenabteilung gefressen und habe resigniert einen Schlussstrich gezogen: Ich
geb's auf!
Nichtsdestotrotz besser als der altbekannte Toast war's alle Mal und außerdem gab es noch lecker Hokey-Pokey-Eis. Ein Traum!
Danach wurde die Flasche Campari geköpft und zusammen mit Mary immerhin bis zur Hälfte geleert. Bei einem wunderschönen
Sonnenuntergang gabs dann auch die Bescherung. Ich habe zwar das kleinste Geschenk bekommen, aber dafür das beste:
Einen echten Käsehobel! Wie oft habe ich schon beim Lunchbox präparieren (jeden Abend vor Arbeit) geflucht. Was es für Mary
Schönes gab, gibt es ausführlich hier nachzulesen.
Mit der untergegangen Sonne stellten wir noch schnell unser Auto um - typisch deutsch: dort wo es verboten war. So blickten
wir beim Einschlafen direkt von der Klippe aufs Meer. Ich war glücklich. Ich hatte besser gegessen als die letzten 2 Monate,
ein super Weihnachtsgeschenk bekommen und einen traumhaften Schlafplatz.
Arge Unwetter, streitende Touris vom Zeltplatz nebenan und 4-Uhr-Strandbesucher (Die spinnen die Kiwis!) sollten uns die Nacht
noch das ein oder andere Mal aufwecken. Halb so schlimm, denn früh um 7 seh' ich immer gleich fertig aus. Ja unser Weihnachts-
feiertag hatte nichts mit Ausschlafen am Hut. Wir waren mal wieder eingeladen. Das fanden wir so lange toll, bis wir hörten wann:
Frühstück zwischen 7.30 Uhr und 8.30. Nein! Haare schnell zusammen gemacht, einziges Hemd übergeworfen und auf ging's zur
Tochter unserer Spargelfarmerin, wo wir dann gegen 9.15 Uhr endlich ein leckeres Frühstück zu uns nahmen. Man nimmt's hier nicht
so genau mit den Terminen...
Nach dem Frühstück gab's auch schon die nächsten tollen Geschenke: Mary hat eine Tasse, bepinselt von einem lokalen Künstler,
bekommen - selbstverständlich mit Preisschild - und mir wurde ein neues Reisemaskottchen überreicht: ein absolut kultiges Kiwi-
Schaf, das jetzt unser Armaturenbrett verschönert.
Weiter gings zur Spargelfarm - Mittagessen! Es gab unter anderem Hummer, den ich trotz Seefruchtabneigung einfach mal mit
probiert habe - überhaupt nicht mein Geschmack, aber bei weitem nicht so schlimm wie die Austern, die ich paar Tage zuvor essen
sollte, durfte, musste. Ich verstehe wirklich nicht, was man bei solchen Gerichten toll finden kann. Egal ich schweife ab...
Kurz vor dem Lunch waren wir nochmal in "unserem Schuppen" und siehe da: der Santa war da. Zwei Plastikbeutel waren mit unseren
Namen verziert und allerlei Geschenken gefüllt. So konnte ich mich über ein Spongebob-Notizheftchen, einen Tennisball für Hunde
und eine handvoll Werbegeschenk-Kugelschreiber freuen.
Da es nach dem Mittag aber noch die richtige Bescherung gab, verstand' ich das ganze als lieb gemeinte Geste und packte noch
schnell die letzten Dinge in unser deutsches Weihnachtsgeschenk für unsere Gastfamilie (Mary und ich stellten aus unseren "West"-
Paketen ein Typisch-Deutsch-Paket zusammen).
Die Bescherung war dann verdammt schnell und hektisch. Keine Heimlichkeiten, kein gemütliches Beisammensein, kein Kerzenschein
und keine Weihnachtsmusik. Auch wenn die letzten zwei Dinge nicht zu meinen Favoriten gehören, so gehören sie doch zur Bescherung.
Da es aber für den Akt der Bescherung im Englischen aber kein Wort gibt, kann man sich etwa vorstellen welchen Stellenwert diese
Zeremonie hat. In weniger als einer Stunde waren die Geschenke für drei Familien und zwei deutsche Backpacker ausgeteilt und ausgepackt.
Dabei ging nahezu jedes Geschenk unter und jeder freute sich für sich. Lediglich das Plastikschwert und die Plastikpistole, die der jüngste
Neffe bekommen hat, erfreute alle erwachsenen Kinder für die nächsten 2 Stunden.Dass rosa Garten-Flamingos, tolle Laptops und kitschige
Drachen-CD-Regale nur uns als sehr amüsante Mischung auffielen, verwunderte mich dann schon gar nicht mehr, als in einem Geschenk
der Kassenzettel für alle Geschenke gefunden wurde. Wir beide bekamen aber trotz dieser sehr merkwürdigen Ideen die perfekten Geschenke:
Taranaki-Hardcore-Shirts. Meins wies im Übrigen immer noch den Sonderangebotspreis mit orangem Leuchtschild aus.

Ich springe einen Arbeitszyklus weiter und somit zum 31.12.07 - Silvester! Schnell war die Planung mit Mary gemacht: Wir fahren nach
New Plymouth und dort geht es nach den ersten gemütlichen Bieren im Hause "John und Brenda" in den irischen Pub. Soweit der Plan.
Aufmerksame Blogleser sollten wissen, was jetzt kommt - genau: Denkste!
Wir konnten zwar die Planung recht lange beibehalten, doch irgendwann ging es nicht mehr weiter. Die Arbeit im Schlachthaus hat auf Grund
schwerwiegender Unterbrechungen etwas länger als gedacht gedauert, die Fahrt nach New Plymouth verlief reibungslos und auch das
Einkaufen von Bier und Wein ging absolut easy über die Bühne. John und Brenda hatten ihren Wohnungsschlüssel bei den Nachbarn hinterlegt,
da Sie selber in den Urlaub gefahren waren, also war auch die Unterkunft für die Nacht geklärt. Beim ersten Bier merkte ich aber schon,
wie der Plan langsam Gefahr lief fehl zu schlagen - ich wurde schlagartig müde. Das dritte Bier lies ich dann halbvoll stehen und machte mich
mit Mary auf zum Stadtzentrum. In dem irischen Pub in dem einst (zu der Zeit habe ich in Bell Block auf der Farm gearbeitet) der Bär steppte,
herrschte genauso wie auf den Straßen New Plymouth' gähnende Leere - absolut überhaupt nix los. Deprimiert und totmüde schauten wir uns
Beide an und entschieden wieder nach Hause zu traben. Selbst der Arbeitskollege der uns an einem vollen Pub um den Hals fiel, konnte uns
nicht mehr zum Bleiben bewegen. Obwohl er unsere Namen kannte, konnten sich weder Mary noch ich an sein Gesicht erinnern - sehr seltsam!
Pünktlich 23.15 Uhr ließen wir uns dann am letzten Tag im Jahr 2007 ins Bett fallen und schliefen auf der Stelle ein. Silvester 2007 in Neuseeland.
Jetzt wisst ihr's!
Der nächste Tag wurde zum Gammeln verwendet. Fernsehen gucken, Internet surfen und rumhängen... Plötzlich klopfte es an der Tür. "Sollen wir auf-
machen?" Ich schaute Mary fragend an. Sprang dann doch zur Tür, öffnete - keiner da! Weiter hinten im Haus hörte ich es rumoren. Ich schloß
die Tür und sprang ins Schlafzimmer, wo gerade ein leicht verwahrloster langhaariger Mann durchs Fenster stieg. - Verdammt!!!! Was jetzt? Ich
konnte auf die Schnelle im Zimmer nichts finden womit man hätte zuschlagen können, also verlagert ich mein Gewicht auf beide Beine und ging
in eine Körperhaltung über, die ich in diesem Moment als erschreckend eingestuft hätte. Ich hätte den Einbrecher damit bestimmt auch außer
Gefecht setzen können, da er vor Lachen tot hätte umfallen müssen. Wie ich so im Türrahmen stand - kampfbereit - musste ich innerlich mal
wieder verzweifelt den Kopf schütteln: Warum muss so etwas mir passieren? Warum kann ich das Jahr 2008 nicht einfach ruhig angehen? Nicht
einmal der erste Tag des neuen Jahres verspricht mir Besserung.
In diesem Moment hat der Eindringling den Einstieg durch das Fenster geschafft und dreht sich zu mir um. Ein Metallgegenstand in seiner Hand
blitzt auf. Etwa 4 Meter trennen uns. Auch auf die Gefahr hin, dass der Gegenstand ein Messer ist stürze ich nach vorn, als mir plötzlich der etwa
50-jährige Mann mit verlebtem Gesicht die Hand entgegen streckt und sich als Monty vorstellt. Ich komme gerade noch rechtzeitig zum Stehen.
Ich begleite Monty auf seinem Weg in die Küche und höre ihm zu. Monty ist ein Freund der Familie und will die Katze füttern. Der Gegenstand in
seiner Hand? Eine Dose Katzenfutter. Das beruhigt mich vorerst. Montey erzählt und erzählt über alles mögliche. Er raucht dabei Kette und flucht
nach jedem dritten Wort. Als er dann auch noch den Kaffee mit saurer Milch hinterkippt, habe ich ihn schon lieb gewonnen (Ich neige manchmal
zu leichten Übertreibungen). Monty demonstriert mir in unserem Gespräch ganz stolz wieviel deutsch er doch kann und verabschiedet sich nach
einer Stunde durch die Vordertür - aber nur nach dem ich ihm gezeigt habe, das wir genügend Futter für die Katze haben und es ihr auch wirklich
gut geht. Mary hat sich die ganze Zeit nicht blicken lassen...

Seit Anfang des neuen Jahres haben wirauch einiges unternommen. So sind wir die Waitomo Caves besichtigen gefahren - laut AA-Katalog ein
Kiwi-Must-Do. Die Glühwürmchenhöhlen etwa eine 3-stündige Autofahrt nördlich von New Plymouth ist der erste Touri-Punkt, den ich mir bewusst
angucken wollte. Die Betonung liegt auf wollte - ich bin kein Touri und ich werde wohl nie einer sein. Denn egal wie faszinierend diese kleinen leuchtenden
Insekten an der Felsdecke sind, so wenig konnte ich sie in dem Gewimmel von Menschen genießen. Japaner wohin das Auge blickt, dazwischen noch
einige Tourguides und ein paar verlorene Seelen (z.B. die unseren). Draußen Reisebusse an jeder Ecke und daneben Hostel an Backpacker gereiht; die
andere Straßenseite ist mit Kassen verschönert worden, an denen man zwischen 534 verschiedenen Routen- und Kombotickets wählen muss... Nein
absolut nichts (mehr?) für mich!
Weiter ging es mit einem Konzert im Pukekura zum Festival of Lights. Der Park, in dem der Film "Der letzte Samurai" gedreht worden ist, bietet jedes
Jahr um Weihnachten die Kulisse für ein farbenprächtiges Lichterspektakel mit mehreren Konzertbühnen. Ausgeruht vom Park ging es am nächsten Tag mit
John und Brenda, die extra für uns eher aus dem Urlaub gekommen sind, ab zum Strand. Bodysurfen lernen. Die Surf-Strände der Taranakigegend bieten
dafür auch ausreichend Gelegenheiten.
Auf dem Heimweg ging es dann noch zu Jon und Jenny meinen ehemaligen WWOOFER-Hosts. Da kamen schöne Erinnerungen wieder hoch. Meine Lieblings-
kühe und kälber waren nicht verkauft wurden und Jenny war alles andere als grantig. Wir lachten über alte Patzer, durften ATV fahren und bekamen zum
Abschied noch zwei Beutel voller frisch gepflückter Pflaumen mit auf den Weg.

Die nächsten Wochenenden sind auch schon voller Termine - es wollen Cocktailpartys gefeiert werden, Weihnachten nachgefeiert werden und vergessene
Highways abgefahren werden... Dazu dann später aber mehr!

Fotos werden übrigens ständig aktuallisiert und hochgeladen - es wird jetzt aber für etwa 2 Wochen eine kleine Unterbrechung geben, da ein Festplatten-
wechsel am Laptop noch einige organisatorische Schwierigkeiten bereitet. Desweiteren ist die Abstimmung über meine Kamera ja recht eindeutig, aber ich
muss wohl alle Abstimmenden enttäuschen. Die D50 gibt es leider nur noch bei weniger als einer Hand voll Händler als Auslaufmodell zu kaufen. Leider wissen
auch die Händler, wie beliebt die Kamera ist und haben nur noch recht deftige Preise ausgeschildert. Ein Second-Hand-Kauf kommt für mich nicht in Frage,
weswegen leider auch eBay flach fällt. Der aktuelle Preisunterschied von einer neuen D50 zu einer neuen D80 beträgt weniger als 150 €, wenn ich zurück in
Deutschland bin vermutlich noch weniger (die D50 wird dann aber nirgends mehr erhältlich sein), weswegen ich mich entschieden habe, weiterhin meine
Kamera hier zu benutzen und in Deutschland dann erst wieder auf die Nikon D80 umsteigen werde - dafür darf dann aber gerne gespendet werden ;-)
Womit ich auch schon beim nächsten Thema bin - Spenden. Mir gehts ja nun nicht mehr so schlecht, aber dennoch kann ich hier nicht alles machen
was Spaß macht, interessant ist und für tolle Berichte sorgen würde, wenn jemand spenden will, darf er das gerne tun. Hierzu eine Mail an mich schreiben,
Verwendungszweck (denkt euch was aus, seid kreativ, Vorschläge gabs ja auch schon zur Genüge) und Betrag angeben und ich antworte dann auf die Mail,
wie es am einfachsten weiter geht.
Zu erwähnen wäre noch, dass ich mich auf den Wunsch einiger Leser oder solcher, die es gern Lesen würden, aber nie so viel Zeit im Internet haben, dazu
entschlossen habe Ende 2008 ein Buch zu veröffentlichen. Selbstverständlich mit Extrainhalten und komplett überarbeitet. Erhältlich dann bei Amazon.de
und in bestellbar in jedem Buchladen. Auch dafür kann und darf gespendet werden.
Ich danke allen Lesern und großzügigen Spendern, die mich 2007 wunderbar unterstützt haben (sowohl Leser als auch Spender).

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

hey...ich hab den kommentarknopf wieder gefunden :-)

das war anscheinend ein ganz anderes weihnachten, klingt aber interessant :-)

weiterhin alles gute! anna

Anonym hat gesagt…

die KLEINEN kulturellen unterschiede hast du sehr gut erfasst und so beschrieben, dass man sich das entzauberte fest gut vorstellen kann. wie gut, dass ihr beide die tradition wenigstens am 24. gepflegt habt! ich bin schon gespannt auf den bericht über die ostertage auf der insel.
die mama

Anonym hat gesagt…

Das waren nun wahrlich ganz besondere Feiertage :0). Aber jetzt werde ich öfter hier reinschauen, um zu wissen, was die ehemaligen Azubis so in der Welt treiben ;0) Illi ist übrigens ganz gerührt und stolz auf deine Karte. Viele Grüße von Olga, seit 1 1/2 Wochen krank im Bett

Hasselhoff hat gesagt…

Interessant. Das ist irgendwie alles was mir dazu einfällt. Interessant. Nun ja ich bin jedenfalls gespannt wie es weiter geht bei dir da in Mittelerde äh Neuseeland.

Anonym hat gesagt…

vielen dank für den blogg,
ich denke eure silvesterparty war bestimmt auch schön, man muß ja nicht immer auf der elbbrücke feiern

ich finde du solltest dir keine neue kamera kaufen, bedenke man kann schnell den bus knacken und dann ist das gejammer groß (baby)
zwischen den 2.2. u. 6.2. ist fasching bei uns, wir gehen zum rabu
ist bei euch auch fasching?
ansonsten in diesem sinne helau

die hütte

Anonym hat gesagt…

Wann gibt´s dnen mal wieder neues vom Willi? ^^

LG

Hasselhoff hat gesagt…

Ich hab geltungsdrang bitte verlink meinen blog